Pilgern aus Tradition, Glaube –
oder einfach aus dem Herzen?
Der Jakobsweg
Pilgern aus Tradition, Glaube – oder einfach aus dem Herzen?
Der Jakobsweg
Was ist der Jakobsweg?
Viele denken beim Jakobsweg sofort an den bekannten Camino Francés – doch der Jakobsweg ist viel mehr.
Jeder Pilgerweg, der zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela führt, wird als Jakobsweg bezeichnet.
In ganz Europa gibt es ein weit verzweigtes Netz von Jakobswegen, die sich in Spanien zu den klassischen Pilgerrouten verbinden.
Allein in Deutschland verlaufen rund 30 offizielle Jakobswege, die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago begleiten.
Die beliebtesten Jakobswege
Hier findest du einen Überblick über die beliebtesten Jakobswege nach Santiago de Compostela – mit aktueller Pilgerzahl und Streckenlänge:

Beliebteste Routen
Camino | Pilger 2024* | Länge in km |
---|---|---|
Französischer Weg | 236.269 | 769 |
Portugiesischer Weg | 95.494 | 245 |
Portugiesischer Küstenweg | 74.757 | 270 |
Englischer Weg | 28.061 | 120 |
Camino Primitivo | 24.464 | 321 |
Küstenweg (Camino del Norte) | 21.417 | 835 |
Warum pilgern Menschen heute?
„Der Weg ist das Ziel“ – so lässt sich das Pilgern wohl am treffendsten beschreiben. Ob du einsam unterwegs bist oder mit zufälligen Weggefährten: Pilgern auf dem Jakobsweg bedeutet, zu sich selbst zu finden.
Beim Gehen findest du Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Gedanken beginnen zu fließen, neue Perspektiven entstehen. Manchmal teilst du ein Stück des Weges und deine Ansichten mit anderen Pilgern, manchmal genießt du die Stille allein.
Ganz nebenbei tust du auch deinem Körper Gutes: Das stundenlange Gehen stärkt die Gesundheit und schenkt neue Energie.
Egal, ob du alleine pilgerst oder in einer Gruppe: Im Mittelpunkt steht immer die Suche. Manche suchen Gott, andere Entspannung, Einsamkeit, Gemeinschaft oder eine Mischung aus allem.
Ich habe noch keinen Pilger getroffen, der nicht auf irgendeine Weise auf der Suche war.
Die Erfahrungen auf dem Weg sind oft bedeutender als das Ziel selbst. Schon die älteste Pilgergeschichte der Bibel – die Geschichte von Abraham und Sarah – zeigt: Abraham brach auf, ohne zu wissen, wohin ihn sein Weg führen würde. Entscheidend waren die Begegnungen und Erfahrungen unterwegs, nicht das Endziel.
Gründe für die Pilgerreise
Laut Angaben des Pilgerbüros von Santiago de Compostela nannten die Pilger im Jahr 2024 folgende Hauptgründe für ihren Weg:
- 19,84 % (94.983 Pilger) pilgerten aus nicht religiösen Gründen.
- 33,54 % (160.527 Pilger) nannten religiöse und andere Gründe.
- 46,62 % (223.118 Pilger) pilgerten aus religiösen Gründen.
Der Ursprung des Jakobsweges
Der Jakobsweg – einer der berühmtesten Pilgerwege der Welt – wurde erstmals im Jahr 1047 urkundlich erwähnt.
Bereits im 12. Jahrhundert entstand ein bedeutendes Schriftstück: Der sogenannte „Codex Calixtinus“, der nicht nur den Camino Francés beschrieb, sondern auch vier weitere Pilgerrouten durch Frankreich dokumentierte.

Über dem vermuteten Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela entstand zunächst eine kleine Kapelle. Daraus entwickelte sich eine Kirche – und schließlich die beeindruckende Kathedrale, in der heute das größte Weihrauchfass der Welt, das „Botafumeiro“, majestätisch über die Gläubigen schwingt.
Im Mittelalter erlebte Santiago de Compostela einen enormen Aufschwung: Immer mehr Pilger machten sich auf den Jakobsweg. Die Städte entlang des Camino Francés wuchsen, Herbergen und Versorgungsstationen entstanden, um die vielen Pilger zu betreuen.
Einen neuen Boom erlebte der Jakobsweg im deutschsprachigen Raum, als Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ erschien. Seitdem steigen die Pilgerzahlen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kontinuierlich an.
Heute erlebt das Pilgern einen weiteren Aufschwung. Viele Menschen, die sich nicht mehr direkt mit der Kirche verbunden fühlen, suchen dennoch auf eigene Faust nach Spiritualität, Sinn und innerer Ruhe.
Vielleicht spürst auch du den Wunsch, einfach einmal „Ich bin dann mal weg“ zu sagen – raus aus dem Alltag, hinein in ein Abenteuer voller Begegnungen, Naturerlebnissen und innerer Einkehr.
Eins ist sicher: Wer sich auf den Jakobsweg einlässt, wird die Erfahrungen und Erinnerungen dieser besonderen Reise ein Leben lang im Herzen tragen.
Allein im Jahr 2019 – kurz vor Beginn der Corona-Pandemie – wurden in Santiago de Compostela beeindruckende 347.578 Pilger registriert.
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Es gibt mehrere Jakobswege, die offiziell anerkannt sind und nach Santiago de Compostela führen. Grundlage dafür ist das Gesetz 5/2016 vom 4. Mai über das kulturelle Erbe Galiciens (Art. 73.2). Eine vollständige Übersicht findest du im offiziellen spanischen Gesetzesblatt (BOE).
Zu den gesetzlich anerkannten Jakobswegen gehören:
- Camino Francés – der klassische Jakobsweg über die Pyrenäen und Nordspanien
- Camino del Norte – die Küstenroute entlang des Atlantiks
- Camino Primitivo – die älteste bekannte Route durch Asturien und Galicien
- Camino Inglés – der englische Weg ab der galicischen Küste
- Camino de Fisterra – Muxía – Verlängerung nach Finisterre, dem „Ende der Welt“
- Camino Portugués del Interior – der portugiesische Weg durch das Landesinnere
- Camino Portugués de la Costa – die malerische Küstenroute ab Porto
- Vía de la Plata (Camino Mozárabe) – von Südspanien über Sevilla und Mérida
- Camino de Invierno – der alternative Winterweg durch das galicische Binnenland